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Erfahrungsberichte einsetzen

Licht ins Dunkel bringen: Wie kann ich mit Erfahrungsberichten etwas bewegen?

Mit den Erfahrungsberichten können wir eindrücklich aufzeigen, welche Konsequenzen Personalmangel und Überlastung haben. So können wir Arbeitgeber, Politiker*innen und die gesamte Gesellschaft in die Verantwortung nehmen, grundlegende Veränderungen endlich in die Tat umzusetzen. 

Die Erfahrungsberichte können aber auch uns und unsere Kolleg*innen bewegen! Mit den Erlebnissen aus dem Krankenhausalltag fühlen wir uns häufig allein gelassen, obwohl wir diese Erfahrungen alle machen. Indem wir unsere persönlichen Erfahrungen als Kolleg*innen miteinander teilen, rütteln wir uns gegenseitig auf und schaffen wichtige Verbindungen, um gemeinsam etwas zu bewegen!  

Das Schweigen zu brechen und damit Veränderungen in Gang zu bringen funktioniert nur im Teamwork. Denn die unbequemen Wahrheiten, die wir aussprechen, stoßen häufig nicht nur auf Interesse, sondern auch auf Gegenwehr.  Hier haben wir ein paar praktische Beispiele, wie sich Erfahrungsberichte einsetzen lassen, um etwas zu bewegen.

Gespräche sind ein einfacher und zugleich einer der wichtigsten Grundsteine eines jeden Berichts. Hinter jedem Erfahrungsbericht stehen ein Gespräch und die Frage: «Wie geht es dir in deinem Beruf?» Geht ins Gespräch, fragt Kolleg*innen nach ihren Erfahrungen und fangt an, die Berichte aufzuschreiben und zu sammeln. 

Erfahrungsberichte in einem besonderen Rahmen vorzutragen ist ein sehr emotionaler Moment und kann zu einem starken Gefühl der Verbindung und Gemeinsamkeit führen. Es geht nicht darum, sich gegenseitig mit negativen Erfahrungen runterzuziehen und sein Leid zu klagen, sondern zu merken, dass man damit nicht allein ist. So kann eine gemeinsame Motivation für Veränderung entstehen. Wichtig ist, dass es über die Veranstaltung hinaus einen Anlaufpunkt gibt, um über das Erlebte zu sprechen und Veränderung aktiv zu gestalten. Sei es in der Betriebsgruppe, in einem Treffen im Team oder bei einem Kaltgetränk nach der Arbeit.

Unsere Erfahrungen sind ein Politikum. Die chronische Unterbesetzung in Krankenhäusern ist durch eine politisch gewollte Ökonomisierung der Gesundheitsversorgung entstanden. Konfrontiert verantwortliche Politiker*innen damit, denn sie wissen häufig überhaupt nicht, wie es in den Krankenhäusern aussieht. Nutzt eure Erfahrungsberichte als Argument für Veränderungen und nagelt die Politiker*innen öffentlichkeitswirksam auf die Unterstützung eures Anliegens fest. Das könnt ihr öffentlich tun, im Rahmen von Veranstaltungen oder zum Beispiel an Wahlkampfständen.

Außerdem kann es sehr hilfreich sein, in einem geschützten Raum das persönliche Gespräch mit politischen Entscheider*innen zu suchen. Hier könnt ihr offen über eure Erfahrungen reden und die Politiker*innen sind häufig zugänglicher, als wenn sie unter öffentlicher Beobachtung reagieren müssen. So könnt ihr einen direkten Draht zu wichtigen Politiker*innen aufbauen, der in festgefahrenen Verhandlungssituationen entscheidend sein kann, um die Arbeitgeber unter Druck zu setzen. 

Erfahrungsberichte sind ein starkes Mittel, um eure Forderungen in Verhandlungen mit den Arbeitgebern zu untermauern. Sie schildern eindringlich eure Arbeitsbedingungen und liefern starke Argumente, warum es Veränderung braucht. Dabei lassen sie manchmal auch Geschäftsführer*innen nicht kalt. Ein solcher Einsatz sollte vorbereitet sein. Übt gemeinsam, wie ihr eure Erfahrungen stark vortragt, und wählt die richtigen Berichte zum passenden Verhandlungsthema aus.

Unsere Arbeit und unsere Arbeitsbedingungen sind das Fundament der öffentlichen Gesundheitsversorgung und damit von großem öffentlichen Interesse. Nutzt das, indem ihr bei Streiks, auf Demonstrationen, Kundgebungen und Veranstaltungen eure Erfahrungen in den Mittelpunkt stellt und so deutlich macht: Eure Arbeitsbedingungen entscheiden über eine gute Gesundheitsversorgung. Damit könnt ihr den Rückhalt der Öffentlichkeit gewinnen. Ein weiterer Schritt kann darin bestehen, eure Erfahrungsberichte zu veröffentlichen, in sozialen Medien wie Instagram, Twitter oder Facebook und in der Presse als Interviews oder Reportagen. Überlegt euch gut, wann es sinnvoll ist, diesen Schritt zu gehen, achtet dabei auch auf die richtige Dosierung. Auch ein starker Rückhalt unter Kolleg*innen ist hier entscheidend. Da es sich häufig um sensible Informationen handelt, ist Vertrauen zu Journalist*innen wichtig. Wir unterstützen euch gern, wenn ihr eure Erfahrungsberichte öffentlich machen wollt.

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